150 bewegte Jahre in gelebter Kameradschaft!
Mehr als 400 Gäste und Teilnehmer fanden sich am Abend des 14. September zum 150 jährigen Gründungsfestes des Stadtverband Perg im Stadtzentrum ein. Zum Auftakt sind Kameraden und Goldhaubenfrauen aus 21 Orten über Bahnhofstrasse zum Kriegerdenkmal marschiert vor dem die Ehrengästen einen Kranz niedergelegt hatten. Die feierliche Zeremonie begleiteten die Musikkapellen aus Pergkirchen und Mitterkirchen sowie zwei uniformierte Soldaten als Mahnwache. Bei dem würdigen Gedenken marschierten die Kameraden mit ihren Fahnen und Musikkapellen im Defilee am Kriegerdenkmal vorbei zur Veranstaltungszentrum.
Unter den zahlreichen Ehrengästen waren Landtagspräsident KommR Viktor Sigl, Abgeordneter zum Bundesrat, Bgm. Anton Froschauer, Bezirkshauptmann Ing. Mag. Werner Kreisl, Ehrenmitglied Landeshauptmannstellvertreter a. D. Franz Hiesl sowie Präsident Vzlt a.D. Johann Puchner, der Landesgeschäftsführer des Schwarzen Kreuz und OÖKB-Vizepräsident Brigadier Mag. Dr. Johannes Kainzbauer und der Vizepräsident der Offiziersgesellschaft Bgdr i.R. Erwin Spenlingwimmer.
Festmesse und Festakt im VAZ “unsere Turnsaal”
Dort begrüßte Obm. Thomas Streifert alle Gäste. Ganz besonders herzlich die weitgereisten Kameraden der Soldatenkameradschaft der Partnerstadt Schrobenhausen. Die feierliche Festmesse, zelebrierte Dechant Pfarrer Mag. Konrad Hörmannseder begleitet vom Musikverein Pergkirchen unter Kapellmeister Kons. Florian Huber. Sie stand am Beginn des Festaktes.
Kameradschaft auch in schweren Zeiten
Anschließend gab Obm. Thomas Streifert einen Einblick in die Vereinsgeschichte von der Gründung des Veteranenvereins 1869 bis zum heutigen Kameradschaftsbund. Trotz schwerer Zeiten und Unterbrechungen durch die Weltkriege hat die Wertegemeinschaft bis heute Bestand.
Öffentliche Anerkennung und Wertschätzung
Noch viele weitere Jahre wünschten BObm. Josef Heiligenbrunner, Präsident Johann Puchner dem Stadtverband und dankten den Mitgliedern und Funktionären in ihren Grußworten. Abgeordneter zum Bundesrat, Kamerad Bgm. Anton Froschauer unterstrich den Stellenwert des Kameradschaftsbundes für die Gesellschaft und die Stadt Perg.
In seiner Festansprache überbrachte Landtagspräsident KommR Viktor Sigl die Glückwünsche von LH Mag. Thomas Stelzer. Weiter betonte er die Dringlichkeit sich der scheinbaren Selbstverständlichkeiten, wie Frieden, Sicherheit und Wohlstand wieder bewusst zu werden. Die Gesellschaft braucht Vorbilder und muss auch heute dem jungen Menschen die Lehren der Vergangenheit auf einfachste Weise vermitteln damit sie in eine gute Zukunft blicken kann.
Mit dem Dank an alle Gäste, den Helfern sowie Feuerwehr, Polizei, Stadtgemeinde und Musikkapellen hat Obm. Thomas Streifert zum Ausklang eingeladen. Der Festakt ist mit der Landeshymne beendet worden. Mit flotten Klängen der Musikvereine Mitterkirchen und Pergkirchen feierte die kam. Festgemeinschaft anschließend bis spät in den Abend hinein. Mit der Teilnahme am Gründungsfest anlässlich des 150-jährigen Bestehens, des Kameradschaftsbund Perg, gaben alle Beteiligten ein gemeinsames Bekenntnis zur Wahrung von Frieden und der Freiheit, gemäß dem Leitsatz des OÖ Kameradschaftsbundes „Wir fördern Frieden“ öffentlich ab.
Vom Veteranenverein Perg zum OÖKB Stadtverband Perg
Infolge der Ereignisse Mitte des 19 Jahrhundert an den italienischen Kriegsschauplätzen, sowie des „deutschen Bruderkrieges“, kamen zahlreich kriegsversehrte und mittellose Soldaten in die Heimat zurück. Sie standen persönlich vielerorts vor dem nichts.
Ein Zweigverein entsteht!
Das Bestreben, diesen Männern zu helfen, war Auslöser in Perg 1869 der „Militär Veteranenverein“ vorerst als Zweigverein des Linzer Militär Veteranenvereines, zu gründen. Viele ehemalige Gardisten sind diesem Veteranenverein beigetreten. 1871 gehörten dem Perger „Zweigverein“ 120 Mitglieder an und das Bestreben nach Selbstständigkeit wurde immer fordernder.
Endlich eigenständiger Verein
Unter Obm. Kunaz, ObmStv. Josef Ullrich sowie dem ehemaligen Obmann des Bürgerkorps, Ausschussmitglied Leopold Burgholzer, stellte man den Antrag an die Stadthalterei in Linz, den Zweigverein des Militär Veteranenvereines Linz, Gruppe Perg, unter dem Namen „Perger Militär Veteranenverein“ seine Selbstständigkeit zu geben. Nach Vorlage von geeigneten Statuten wurde dies genehmigt.
Eckpunkte der ersten Statuten:
- Der Perg Militär Veteranen Verein hat den Hl. Leopold als Vereinspatron und führte ein Siegel mit der Aufschrift Veteranen Verein Perg.
- Zweck des Vereines ist die Unterstützung seiner Mitglieder in Krankheit und bei anderen Unglücksfällen. Aufgabe ist auch die Bestreitung der Beerdigungskosten und die Begleitung zum Grabe, ausgenommen der Fall, dass ein Mitglied außerhalb der Pfarre Perg stirbt.
- Der Beitritt zum Verein ist jedem zu gestatten, welche aus der ehrenhaft aus der kaiserlichen Armee ausgeschieden ist. Als Unterstützendes Mitglied kann jeder unbescholtene Mann beitreten.
- Erkrankt ein Mitglied, so erhält dasselbe eine wöchentliche Krankenunterstützung, die Höhe des jeweils beschlossenen Unterstützungsbetrages. Dauerhafte Unterstützungsleistungen werden bei der Generalversammlung nach dem Kassenstand für ein Jahr bestimmt.
- Jene Mitglieder die an Syphilis erkrankten, sowie jene die sich ihre Leiden durch eine gesetzlich verbotene Handlung, z.B. in Folge Trunkenheit, einer Rauferei oder sich mutwillig verletzten, als auch solche welche unterlassen haben ihre Erkrankung anzumelden, können die Krankenunterstützung nicht beanspruchen.
- Jedes Mitglied erhält beim Eintritt ein Exemplar der Vereinsstatuten und ist angehalten diese genau einzuhalten.
- Eine Vereinsauflösung kann nur bei einer ordentlichen Versammlung unter Anwesenheit von mindestens zwei Drittel sämtlicher Vereinsmitglieder erfolgen. Es müssen von den Anwesenden mindestens drei Viertel für die Auflösung stimmen.
Auch eine Fahnenweihe für den Monat Mai 1871 wurde in dem Antrag angekündigt.
1884 – Ergänzung der Statuten
1884 erfolgte eine Änderung der Vereinsstatuten, die im nachstehenden Punkt erweitert wurden, betreffend der Vereinsauflösung.
- Die Vereinsfahne samt den Bändern ist an die Gemeinde abzuliefern. Sie soll zu Feierlichkeiten des Kaiserhauses am Rathaus gehisst werden. Das Vermögen soll zur Unterstützung hilfsbedürftiger Mitglieder und ihrer Familien verwendet werden. Der Rest in einem Fond anzulegen und der Gemeinde Perg zur Verwaltung übergeben werden. Vom Ertrag sollen bedürftige Familien von Vereinsmitgliedern bis zum Absterben des letzten Vereinsmitgliedes unterstützt werden.
Erster Obmann dieses selbstständigen „Militär Veteranen Vereines“ war Josef Schützenhofer, Landwirt in Zeitling Nr. 6. Dem Verein gehörten bei der Gründung 61 Mitglieder an.
Beitritt zum Reichsbund der Militärveteranen.
Mit dem Beitritt zum Reichsbund, der Organisation der Militärveteranenvereine, entschloss sich der Perger Veteranenverein eine neue Vereinsfahne anzuschaffen. Mit der Eingabe vom 17. Jänner 1896 suchte der Obmann Josef Schützenhofer beim Kaiserhaus um die Bewilligung zur Führung des Reichsadlers auf der Fahne an. Dies ist auch bewilligt worden. Die Vereinsfahne, die auch heute noch in Verwendung. Sie wurde von der Kunststickerei Johann Rattner in Linz angefertigt. Fahnenpatin war Frau Theresia Fries, Mitbesitzerin der Firma Fries Burgholzer, deren Fahnenband noch erhalten ist. Die Uniformierung der Vereinsmitglieder bestand aus einer blauen Bluse mit Granaten, einem Federhut, sowie einer schwarzen Hose, so wie der Linzer Veteranenverein.
Die Folgen der Weltkriege
Der erste Weltkrieg und die damit verbundenen Folgen führte zur Einstellung der Vereinsarbeit. Perg hatte 51 Kriegstote zu beklagen. Es dauerte bis 1927 bis der Veteranenverein unter Obm. Konrad Mistelbacher seine Arbeit wieder aufnehmen konnte. Der Verein nannte sich nun „Kameradschaft Perg und Umgebung“. Viele Heimkehrer traten dem Verein bei und die Veteranen waren wieder aktiver Teil des Perger Vereinslebens. Sie waren bei fast allen großen weltlichen und kirchlichen Veranstaltungen dabei.
Auch im zweite Weltkrieg wurde jede Vereinsarbeit eingestellt. Beherzte Männer konnten danach die Fahne und andere wertvolle Erinnerungsstücke vor der Vernichtung und die Konfiszierung durch die Besatzungsmächte retten.
Reaktivierung des Kameradschaftsbund Perg
Neun Jahre nach Kriegsende, 1954 fasste eine Gruppe Heimkehrer den Entschluss ein würdiges Kriegerdenkmal zu schaffen. Dazu wurde der Kameradschaftsbund wieder reaktiviert. Nach dem Abzug der Roten Armee, 1955 konnte endlich ein gewählt werden. Obm. Wilhelm Birkelbauer, Stv. Karl Nusime und Anton Strehle leiteten als erster gewählter Vorstand den Verein.
Kriegerdenkmal – Mahnung zum Frieden
Am 1. Juli 1961 fand für die gefallenen, vermissten und verstorbenen Soldaten beider Weltkriege eine große Gedenkfeier in Perg statt. Am darauf folgenden Tag konnte das vom Schwertberger Bildhauer und Wotrubaschüler, Adolf Kloska, geschaffene Kriegerdenkmal durch Pfarrer Franz Auzinger geweiht werden.
Familie Schachner und die Veteranenfahne
Am 11. August 1963 fand die Segnung der renovierten Vereinsfahne und eines neuen Fahnenbandes statt. Fahnenpatin war Frau Berta Schachner. Die Familie Schachner steht bis heute dem Verein als Fahnenpaten wohlwollend zur Seite.
Die Vereinsleitung von den 70 zigern bis heute.
1978 stellte der langjährige Obm. Wilhelm Birkelbauer aus gesundheitlichen Gründen seine Obmannstelle zur Verfügung. Zum Nachfolger ist Kam. Anton Strehle gewählt worden. Er blieb bis 1985 Obmann ehe Karl Fröschl–Greßlehner diese Funktion übernahm. Wilhelm Birkelbauer und Anton Strehle wurden bei der Generalversammlung zu Ehrenobmännern ernannt. Nach Karl Fröschl–Greßlehner hat Franz Gruber 1999 die Funktion als geschäftsführender Obmann und am dem Jahre 2000 als Obmann übernommen. Damit hatte zum ersten Mal in der Geschichte ein „nicht“ Kriegsveteran diese Position inne.
Im Jahr 2001 wurden neue Vereinsstatuten von der Hauptversammlung beschlossen. Mit der neuen Vereinstracht „Perger Trachtenrock“ (Entwurf von Prof. Lipp) wurde 2003 ein neuer Weg in die Vereinszukunft gegangen.