Panzerschlachten an den Staatsgrenzen?
Wie bereits seit Beginn der 2000er Jahre deutlich wurde, ist die Wahrscheinlichkeit eines wie bisher bekannten konventionellen Krieges in Europa und im Speziellen in und um Österreich beinahe auszuschließen. Allgemein hat besonders die technische Entwicklung mit ihrer weltweiten Vernetzung neue politische, wirtschaftliche und internationale Gruppierungen sowie Abhängigkeiten geschaffen, die bei Bedrohungen zu einem Dominoeffekt für alle führen würden. Auch bisher sind Kriege zur Verschiebung von Machtverhältnissen und damit wirtschaftlich verbundenen Vorteile immer unter einem Deckmantel ideologischer, humanitärer oder religiöser Gründe geführt worden. Meist werden gewaltsame Eingriffe als Verteidigungsfall, zurecht oder unrecht dargestellen. Daran hat sich bis heute nichts geändert.
Unverändert der Kampf um Geld und Macht!
Ziel waren aber immer wirtschaftliche Vorteile wie etwa durch Monopolstellung, oder Kontrolle von Märkten oder/und den exklusiven Zugriff auf Rohstoffe. Daher sind heute sofort die internationale Wirtschaft und Politik auf den Plan gerufen, wenn sich hier unerwünscht Verschiebungen unter oder Begehrlichkeiten einzelner Nationen abzeichnen. Jede Irritation führt dem heute globalen Wirtschafts- und Handelsnetzwerk Schaden zu und birgt die latente Gefahr des teilweisen Zusammenbruchs von weltweiten Lieferketten. Daher werden alle Verantwortungsträger von Ländern/Unternehmen/Börsen, die ihren Vorteil aus sicheren Entwicklungen schöpfen, alles tun, um solche Verwerfungen zu unterbinden, denn sie alle würden von der Beschädigung des komplexen Systems Schäden davontragen. Einen klassischen Krieg kann man also so unter Industrienationen kaum noch zulassen.
Asynchrone bzw. hybride Kriege
Daher finden heute „Kriege“ zur Durchsetzung der Begehrlichkeiten auf andere Art statt. Der sogenannte asynchrone Krieg beginnt heute bevor ein Aufmarsch oder die Besetzung von Fronten in Gang kommt oder der erste Schuss gefallen ist. Er wird verdeckt von Terrorgruppierungen, Cyberwar Units und Hackergruppen und von nicht staatlichen Sicherheits- und Militärunternehmen, meist ohne jede offizielle staatliche oder militärische Beteiligung geführt. Die entscheidenden „Angriffe“ werden heute lange zuvor bereits mit anderen Mittel geführt. Dazu gehören Spionage, Defacement, Propaganda, Social Engeneering, Denial of Service Attacken, Angriffe mit KI und Hackergruppen, die verdeckt agieren und die eigentlichen Schlachten schlagen.
Mit unsichtbaren Waffen
Dazu gehört auch, dass über Neue Medien unsichtbar „Propaganda“ betrieben wird. Es werden honorige Organisationen und auch offizielle Medienkanäle zum medialen Weichkochen der Gesellschaft genutzt. Dabei geht es meist um die Zerstörung des Vertrauens in die Regierung des eigenen Landes, die Zersetzung des Zusammenhaltes in der Bevölkerung, das Ausspielen von Interessen unter Gruppen zur Schwächung von Bündnissen mit subtilen Mitteln. Gerade aktuell auch durch gezielt herbeigeführte Massenmigrationsströme. Damit wird Druck aufgebaut, um ihn zur Manipulation der Konkurrenten=Feindes einzusetzen.
Eskalationsstufen auf Knopfdruck
Weitere Eskalationsschritte können ebenso verborgen im Cyberspace vorbereitet werden. Sie werden erst sichtbar, wenn die Auswirkungen praktische Wirkung entfalten. Mit der Störung der Steuerung von Stromnetzen, Energieversorgung oder Industrieanlagen, der Kommunikationseinrichtungen, vom Blaulichtfunk bis zum Computersystem in Krankenhäusern, sonstiger Sicherheits- und Versorgungseinrichtungen, kann man die „Burg“ des Kontrahenten schon lange vor einem erklärten Konflikt sturmreif machen.
Mittel und Wege
Die Mittel dies zu erreichen sind daher heute nicht mehr nur große Armeen vorbehalten, sondern all jenen die dies technisch können. Die Abhängigkeit moderner Staaten von Energie und Kommunikationsmitteln sowie präzise gesteuerte Abläufe in allen öffentlichen und wirtschaftlichen Bereichen machen die sogenannte „Erste Welt“ der Industrie- und Wirtschaftsnationen höchst anfällig. Eine Vorsorge, die Staaten daher ergreifen müssen, ist das Anlegen von Reserven lebenswichtiger Güter und nach außen geschlossener abgesicherter Kommunikationssysteme. Das Bundesheer zurzeit erste Schritte. Dazu gehört der Ausbau vieler Kasernen als autonome Sicherheitsinseln, das sichern eigener Kommunikationssysteme, der Aufbau von Spezialeinheiten zur Abwehr von, Attacken von Drohnen bzw. anderen Maschinen mit künstlicher Intelligenz.
„Übersehen ist auch verspielt!“
All das entgeht dem einfachen Staatsbürger in der Hektik des Alltages und findet daher öffentlich auch kaum Beachtung. Wenn wundert es, dass in den Köpfen vieler Bürger/innen das Bundesheer und der Wehrdienst als entbehrlich hingestellt werden, statt sich für den Ausbau einer zukunftsorientierten Landesverteidigung einzusetzen. Lebt man in einem gut organisierten Wohlfahrtsstaat in Sicherheit, nimmt man die sicherheitsrelevanten Organe nicht wahr. Ihr Wert wird unterschätzt. Wird die Sicherheit aber gefährdet und die Auswirkungen spürbar, weiß man, was fehlt und wer die Fehler gemacht hat. Dann sind alle verfügbaren Mittel recht, um den wohligen Zustand wieder herzustellen. Ja, am Montag kennt dann jeder die Lottozahlen! Es reicht aber nicht bei Vollbrand des Hauses eine Feuerwehr zu gründen oder einen Löschwagen zu kaufen! Daher tritt der OÖKB und alle wehrrelevanten Organisationen für einen zeitgerechte Vorbereitung und angemessenen Finanzierung einer zukunftsorientierten Landesverteidigung ein. Auch das Forum Wehrhaftes Österreich bemüht sich im Sinne der „geistigen Landesverteidigung“ die Wahrnehmung und Mitwirkung der Bevölkerung zu verbessern. Wenn sich unsere Bürger/innen dafür nicht verantwortlich fühlen, werden dies irgendwann wahrscheinlich andere tun, aber wie?
Bewusstsein schaffen für aktuelle Szenarien
Manche Bedrohungen sind nur im Verbund von Gemeinschaften zu beherrschen. Gerade solche, bei denen kriminelle Organisationen grenzüberschreitend operieren. Manche sogar mit direkter und indirekter staatliche Unterstützung. So wie jene Schleuser, die auch im Interesse von Staatslenkern künstlichen Migrationsdruck erzeugen. Dieses Thema stand heuer im Zentrum der hochkarätigen Gastredner am neunten Tag der Wehrpflicht im Festsaal der Industrieellenkammer in Wien.
Videos vom Tag der Wehrpflicht ansehen – jeweiligen Text anklicken!
- [wp-svg-icons icon=“youtube-2″ wrap=“i“] Begrüßung
- [wp-svg-icons icon=“youtube-2″ wrap=“i“] Grußbotschaft des Bundeskanzlers – Karl Nehammer
- [wp-svg-icons icon=“youtube-2″ wrap=“i“] Grußbotschaft der Bundesministerin – Mag. Klaudia Tanner
- [wp-svg-icons icon=“youtube-2″ wrap=“i“] Vorstellung des Themas und der Vortragenden – Bgdr Mag. Erich Cibulka
- [wp-svg-icons icon=“youtube-2″ wrap=“i“] Migrationsereignisse aus der Sicht Litauens – Botschafter Donatus Kuslys
- [wp-svg-icons icon=“youtube-2″ wrap=“i“] Aktuelle Bedrohungslagen und Antworten Polens – Botschafterin Jolanta Kozlowska
- [wp-svg-icons icon=“youtube-2″ wrap=“i“] Sicherheit der EU Außengrenze in Lettland – Botschafterin Guna Japlina
- [wp-svg-icons icon=“youtube-2″ wrap=“i“] Völkerrechtliche Aspekte Bgdr Dr. Karl Edlinger (Inst. f. humanitäres Recht – San Remo)
- [wp-svg-icons icon=“youtube-2″ wrap=“i“] Lagebeurteilung und Zukunftsperspektiven, Bgdr Philipp Eder – Ltr. Abt. Militärstrategie
- [wp-svg-icons icon=“youtube-2″ wrap=“i“] Publikumsfragen und Diskussionsbeiträge
- [wp-svg-icons icon=“youtube-2″ wrap=“i“] Zusammenfassung und Schlussworte Bgdr Mag. Erich Cibulka
Botschafter Donatus Kuslys aus Litauen | Botschafterin Jolanta Kozlowska aus Polen | Botschafterin Guna Japlina aus Lettland |
Das Thema der Tagung, die dieses Jahr Corona-bedingt wieder als Livestream abgehalten wird, ist „Migration als Waffe“. Im Rahmen ihrer Vorträge berichten die Botschafter aus Polen, Lettland und Litauen über die Ereignisse im Jahr 2021, als Belarus an den Grenzen der Europäischen Union Migranten aus dem Nahen und Mittleren Osten als politisches Druckmittel einsetzte.
Doch das Phänomen „Migration“ ist nicht neu: Europa ist seit Jahren Ziel großer Migrationsbewegungen. Völkerrechtliche und sicherheitspolitische Experten bewerten daher in weiterer Folge die Vorkommnisse in Belarus und stellen sie in einen gesamteuropäischen Kontext. Abschließend haben die Vertreter der wehrpolitischen Mitgliedsvereine der Plattform ihre Beurteilungen dargelegt.