Großes Interesse an der historischen Linzer „Unterwelt“
Am 20. Oktober haben mehr als hundert Teilnehmer/Innen die Gelegenheit genutzt die historischen Luftschutzstollen in Linz zu besichtigen. In Gruppen von zwanzig Personen haben die versierten Fremdenführer der Stadt Linz die Gruppen mit der Geschichte und dem historischen Bauwerk vertraut gemacht. Organisiert hatte die Führungen OÖKB-Landesrechnungsprüfer Dir. Erich Neuweg mit der ARGE Limonistollen. Aufgrund des Interesses musste er bereits vor zwei Wochen zahlreiche Interessierte auf einen zweiten Besichtigungstermin im Frühjahr vertrösten. Geologische gesehen liegt die Stadt auf Millionen Jahre alten Meeressanden die von der böhmischen Granitmasse, welche sich unter die Alpen schiebt, dort an die Oberfläche gedrückt werden. Der gepresste Sand, heute Sandstein, ist leicht zu bearbeiten. Dies wurde bereits seit Jahrhunderten zum Bau von Weinkellern genutzt.
Mit dem Einmarsch der dt. Wehrmacht und der Wahl Hitlers, Linz zu seinem Alterssitz zu machen, wurde die Planung vieler „Traumprojekte des Führers“ in Auftrag gegeben. Umgesetzt wurden bis Kriegsende nur ganz wenige. Meist nur die mit militärischer Dringlichkeit. So auch die Linzer Nibelungenbrücke mit den beiden Brückenkopfgebäuden. Sie sollten nicht nur als Prachtbauwerke das NS-Regime glorifizieren. Viel mehr war die Brücke als Donauübergang der Panzer tragen konnte geschaffen worden. 1939 ist mit dem Bau der Luftschutzstollen für bis zu 7.000 Personen begonnen worden.
Die Bezeichnung „Limonistollen“ leitet sich vom römischen Limes und nicht von der Frucht Limone ab. Die SS war keine reguläre militärische Einheit. Sie war als Schutz Staffel (SS) sozusagen ein privates Sicherheitsunternehmen, das dem Schutz der Interessen der Bewegung (Partei nicht Staat) und der wirtschaftlichen Belange ihrer Bonzen diente. Sie wurde mit dem Bau beauftragt, da sie über ausreichend Arbeitskräfte, also KZ-Häftlinge verfügte. Diese wurden vom KZ Mauthausen ins Außenlager Linz II, wie der Stollen im Bauernberg bezeichnet wurde, verlegt. Die Zwangsarbeiter sahen für Monate kein Tageslicht. Nur wer mit dem Grubenwagen Sand hinaus und Ziegel hineinschaffen durfte, kam kurz ans Tageslicht. Bei 8o bis 10o Grad Temperatur im Stollen kroch Ihnen die Kälte wegen der hohen Luftfeuchte tief in die Knochen. Wegen der schlechten Verpflegung fehlten auch die Reserven mit eigener Körperwärme dagegen zu halten. Das hielten die meisten nur wenige Monate durch. Dann wurden sie ausgetauscht, weshalb es kaum Todesfälle vor Ort gab. 17 Häftlinge sind trotzdem während des Baues umgekommen. Sie sind von herabfallendem Sandstein erschlagen worden.
Bei den 22 Bombenangriffen auf die Stadt Linz erwiesen sich die Stollen als sehr sicher. Bombenziele waren die Industrieanlagen der „Hermann Göring Werke“, der Bahnhof sowie die Donaubrücke. Die systematische Zerstörung der Bahnanlagen war den Alliierten wegen der immer umfangreicheren Auslagerungen von Produktionsstätten ins Umland wichtig. Bahnanlagen waren das Rückgrat der Nachschublogistik.
1945 war ein Viertel der Gleisanlagen der Linzer Bundesbahndirektion unbefahrbar, mehr als 10.000 Wohnungen in OÖ zerstört, 33 % des Häuserbestandes von Linz beschädigt. Insgesamt wurden zwischen 25. Februar 1944 und dem Kriegsende etwa 25.000 Tonnen Bomben über Oberdonau abgeworfen und forderten 3000 Todesopfer. Die Hälfte davon in Linz.
Davon abgesehen, dass nur ein Bruchteil der Bevölkerung tatsächlich in den sicheren Stollen Platz fand, war es fürchterlich in Kellern und Stollen stundenlang auszuharren und nicht zu wissen wie schlimm sie die Zerstörungen treffen werden.
Nach dem WK II wurde Teile der Stollen wiederum als Lagerraum für die darüber liegenden Firmen, wie etwa dem Milchhof, genutzt. Heute werden sie von der Stadt Linz verwaltet, obwohl sie sich nicht als Eigentümerin versteht um Haftungsansprüchen entgegenzuwirken.