GE-DENK-JAHR 2018

Nachdenken gefordert!

1918 – 2018

Das Jahr 1918 – brachte das Ende des 1. Weltkriegs und Ende der fast 650 jährigen Habsburger-Monarchie. Kaiser Karl muß das Land verlassen, weil er sich weigert abzudanken. Der Adel wird abgeschafft, Frauen dürfen erstmals wählen. Der 12. November 1918 wird zum Geburtstag der Republik „Deutschösterreich”. Sie wird unter Dr. Karl Renner ausgerufen. Viele waren damals überzeugt, daß das was vom Kaiserreich übrig war – ohne die ungarische Landwirtschaft und ohne die böhmische Industrie – nicht alleine überleben könnte, sondern nur mit Hilfe von Deutschland. Den Eindruck verstärkte die Versorgungslage vier Jahre nach dem Krieg, denn sie war tatsächlich katastrophal. Der Vertrag von St. Germain besiegelte im September 1919 das Ende von „Deutschösterreich”.

Neue Grenzen: Die alliierten Siegermächte zogen neue Grenzen und benannten das Land um – in „Republik Österreich”. Ein Anschluß an das Deutsche Reich wurde verboten. Die Bürger der jungen Republik mußten sich an die neuen, nun enger gezogenen Staatsgrenzen gewöhnen. Vom großen Kaiserreich blieb nur ein kleines Land über. „Der Rest ist Österreich!“ hieß es in Versailles als der Friedensverträge in St. Germain unterzeichnet wurde. Der den Kriegsverlierern, Deutschland und Österreich, diktierte Vertrag war eine völlig überzogene Bestrafung, die zum Nährboden für den Zweiten Weltkrieg wurde.

Not und Reichtum: Ende der Zwanziger Jahre kam es zur Weltwirtschaftskrise. Die Inflation schmolz das Vermögen des Bürgertums, aber auch die Löhne und Pensionen hinweg. Die Schlangen vor den Arbeitsämtern und Suppenküchen wurden immer länger, die Arbeitslosigkeit traf fast jede Familie. Die Kluft zwischen Arm und Reich klafft immer weiter auseinander und die Not führte zur politischen Polarisierung. Der innere Zusammenhalt der Gesellschaft zerriß.

Bruderkrieg: Es kommt zu Aufmärschen von Heimwehr und Schutzbund, Sabotageakte und Terroranschläge gehören zum Alltag der 1. Republik. Die politischen Gegensätze gipfeln in Gewalt: Am 15. Juli 1927 sterben 93 Menschen beim Justizpalastbrand, im Februar 1934 werden beim Bürgerkrieg alleine in OÖ sechzig Menschen Opfer der Gewalt. In diesem Bruderkrieg kämpfen Österreicher gegen Österreicher. Dr. Engelbert Dollfuß wird am 2. Mai 1932 österreichischer Bundeskanzler und schaltet im März 1933 das Parlament aus – nun ist der Ständestaat eine austrofaschistische Diktatur. Die Revolution macht auch vor ihm nicht halt. Dollfuß wird beim nationalsozialistischen Putschversuch am 25. Juli 1934 erschossen. Sein Nachfolger wird Kurt Schussnigg.

Schicksalsjahr 1938:  Am 12. Februar 1938, also einen Monat vor dem Anschluß, zitiere Adolf Hitler den Bundeskanzler auf den Berghof und zwingt Schussnigg, den Nationalsozialisten Arthur Seyß-lnquart zum Innenminister zu ernennen und das Verbot der österreichischen NSDAP aufzuheben um sie an der Regierung zu beteiligen.
Am 16. Februar hatten sowohl Italien als auch Großbritannien und Frankreich die Bemühungen Schuschniggs um eine direkte Hilfe gegen Hitler abgelehnt.
Schussnigg versucht am 9. März 1938 ein letztes Mal, das Schicksal Österreichs durch die Ankündigung einer Volksbefragung zu retten, um so die Unabhängigkeit Österreichs zu bewahren. Hitler fordert wütend die Absetzung dieser Volkbefragung und mobilisiert die Wehrmacht. Damit zwingt er Kurt Schussnigg am 11. März zum Rücktritt den dieser mit seinen letzten Worte als Kanzler: „Wir weichen der Gewalt. Gott schütze Österreich!” am Ende seiner Rede im Radio, vollzieht. Er verkündet aber auch, daß das Bundesheer keinen Auftrag hat gegen den Einmarsch Widerstand zu leisten.

Machtübernahme: Nun wird der Nationalsozialist Arthur Seyß-lnquart Bundeskanzler, der den Weg zum widerstandlosen Anschluß mit Festnahmen letzter Patrioten und Mobilisierung seiner Parteigänger endgültig ebnet. Am selben Tag, also einen Tag vor dem Anschluß, übernehmen die Nationalsozialisten in vielen Städten Österreichs bereits die Macht, noch bevor das deutsche Militär die Grenze überschreitet. So auch in Linz, wo Hitler am 12. März 1938 von – über 100.000 Oberösterreichern – begeistert am Hauptplatz begrüßt wird. Angesichts dieser Begeisterung entscheidet sich Hitler in Linz für den ,,totalen Anschluss” seiner Heimat. In seinem Hauptquartier, dem Hotel Weinzinger an der Donaulände, läßt er das Anschlußgesetz verfassen, das er auch noch in Linz unterschreibt. Was nach dem Anschuß folgte, war der zweiten Weltkrieg mit 70 Millionen Toten und Ermordeten und einem Meer aus Blut und Tränen.

“Ge-denken” führt zum Erkenntnisgewinn.

Aus der Vergangenheit haben die Gründer der 2. Republik gelernt und 1945 statt politscher Zwietracht das Gemeinsame gesucht. Sie haben einen demokratischen Staat gegründet, der künftig neutral nach Schweizer Vorbild sein sollte. Einen Rechtstaat in dem Rechtsprechung, Gesetzgebung und Staatgewalt nie mehr in eine Hand fallen könnte weil auf allen Ebenen die Bürger beteiligt sind. Ein sozialer aber wirtschaftsorientierter Staat in dem alle am Wohlstand teilhaben sollen und ein völliges Abgleiten ganzer Bevölkerungsschichten in die Armut dauerhaft unterbunden wurde. Ein Staat der anerkannte Plattform der internationalen Diplomatie auf den Wurzeln seiner Kontakte aus dem Kaiserreich wurde. Ein Staat an den wieder alle glauben, auch wenn es immer was zu raunzen gibt.

Unsere Pflicht: Unsere Dankbarkeit dafür sollten wir in aktiver Beteiligung am Gemeinwesen in Körperschaften, Vereine und Politik zeigen. Im Vertrauen in die Demokratie, die zwar nicht am schnellsten Lösungen schafft, dafür aber am gerechtesten. Die Leute mit den einfachen und schnellen Lösungen hatten wir ja schon.

Herbert JANKO, Obmann Stadtverband Gallneukirchen