Nach 72 Jahren Gedenkstein für US-Bomberbesatzung
Am 23. Februar 1944 ist der US B24-Bomber mit dem Rufnamen „Leaky Tub“ (löchrige Röhre) bei seinem 13. Bombenangriff abgeschossen worden. Er stürzte in Bergham bei Bad Wimsbach ab.
Nach 72 Jahren ist nun diese Geschichte aufgearbeitet worden. Zum Abschluss des Projektes sind mehrere Angehörige sowie Ehrengäste zur Enthüllung eines Gedenksteins am Absturzort in Bergham eingeladen worden. Die Festakte sind am Vorabend des Nationalfeiertags und beim KB-Totengedenken am Staatsfeiertag abgehalten worden.
Am 23. und 24. Februar 1944 hat die 30th USAAF mit 114 Bombern von Italien aus die kriegswichtigen Industrieanlagen in Steyr bombardiert. Die Wehrmacht erkannte den Anflug der Bomberflotte sehr früh. Die erste Welle der ausgesandten Jägerstaffeln konnte sie jedoch nicht ausmachen. Erst die zweite konnte sie kurz vor dem Ziel südlich von Steyr finden. Die Me 109 Jäger und Me 110 Zerstörer konnten 16 Bomber angreifen. Ein Teil der Bomber hatte vorher schon Treffer der Flak abbekommen. So auch die „Leaky Tub“. Damit wurde sie ein leichtes Opfer für einen dt. Jagdflieger, der aber in der Folge selbst schwer getroffen in der Nähe von Lambach abspringen musste.
Aus den Schilderungen des einzigen Überlebenden dürfte ein Treffer der Me 109 die Sauerstofftanks für die Besatzung getroffen haben. Ein Ausfall der Sauerstoffversorgung in 6.000 m Höhe bedeutet für diese umgehende Bewusstlosigkeit. Der Funker Sgt. Alphonse J. Lanteigne hat instinktiv das Richtige getan und ist sofort abgesprungen. Das rettete ihm das Leben, den der Rest der Besatzung stürzte mit dem auseinander brechenden Bomber in Bergham bei Bad Wimsbach ab.
Dabei ist ein Motor mit Tragfläche in einem Bauernhaus eingeschlagen. Es brannte bis auf die Grundmauern nieder. Die dort lebende Familie hatte Glück und konnte sich aus dem brennenden Haus retten. Der Rumpf der Maschine ist wenige hundert Meter daneben in einem Feld eingeschlagen. Dies war das Ende von zwölf jungen Männern zwischen 23 und 25 Jahren.
Nach 72. Jahren ging mit Unterstützung der Gemeinde Bad Wimsbach Neydharting eine Gruppe aus drei Amateurhistorikern ans Werk die Geschichte des Absturzes zu erforschen. Mit Unterstützung der US-Botschaft in Wien konnten auch Angehörige der Besatzungsmitglieder ausfindig machen. Zu guter Letzt wurden sie zur Enthüllung eines Gedenksteins am Absturzort in Bergham eingeladen. Aus dem Gedenkstein ragen drei Gewehrläufe aus denen Rosen sprießen, die ein örtlicher Künstler gestaltet hat. Darunter ist eine Messingtafel mit den Namen der Bomberbesatzung.
Zur Enthüllung am Abend des 25. Oktober sind neun Familienangehörige aus der USA, ein Fahnentrupp der US-Army vom Stützpunkt Aviano in Italien und der US-Militärattache in Wien angereist. In einer würdigen Zeremonie, geleitet von Bürgermeister Mag. Erwin Stürzlinger, ist mit der Marktmusik, dem Kameradschaftsbund mit Präsident Johann Puchner, dem Schwarzen Kreuz und der Feuerwehr der Gedenkstein feierlich enthüllt und daneben Kränze abgelegt worden. Es war ein sehr gefühlsbetonter Moment für die Familien und die anwesenden älteren Bad Wimsbacher.
Am nächsten Morgen, dem Staatsfeiertag, sammelten sich die OÖKB-Fahnenabordnungen des Bezirks vor der Volksschule in Bad Wimsbach um mit Ehrengästen, Musik, Feuerwehr im Festzug zur Kirche zu marschieren. Die besonders feierliche Hl. Messe zelebrierte Pfarrer Mag. Dr. Johann Mittendorfer mit seinem Diakon. Dabei stand neben dem Nationalfeiertag auch das Schicksal der US-Bomberbesatzung im Zentrum der Predigt. Am Kriegerdenkmal wurde wenige Tage zuvor zu den Tafeln mit den Namen der Gefallenen der Weltkriege, eine Tafel mit den Namen der US-Besatzung angebracht.
Beim traditionellen KB-Totengedenken nach der Kirche begrüßte Bgm. Mag. Erwin Stürzlinger, die Familienmitglieder aus der USA, den US-Militärattache COL David Knych mit der Fahnenabordnung aus Aviano, einem Bundesheer Ehrentrupp sowie den Chef des Stabes der österr. Luftstreitkräfte Bgdr Gerfried Promberger, Landesrätin Mag. Christine Haberlander, VzPräs. Karl Zauner, LGf. Benno Schinagl.
Nach der Begrüßung und dem Prolog des Bürgermeisters sprach Bgdr. Gerfried Promberger der selbst Pilot des ÖBH ist über das Gefühl, das alle Flieger zu Kameraden über Landesgrenzen hinweg macht. Er sprach auch die Pflichterfüllung im WKII sowie die Konsequenzen einem totalitären System ausgeliefert zu sein, an.
US-Militärattaché COL David Knych dankte im Namen der Familien sowie der US Army für diese besondere Ehre mit der der gefallenen Bomberbesatzung gedacht in Bad Wimsbach gedacht wird. Die Form wie ehemalige Feinde über den Toten die Brücke der Versöhnung schlagen sei beeindruckend und finde hohe Anerkennung.
Zuletzt sprach in Vertretung des Landeshauptmanns Landesrätin Mag. Christine Haberlander. Sie stellte fest, dass wir unseren Wohlstand in Europa der längsten Friedensperiode des Kontinents verdanken. Derzeit toben fast 300 kriegerische Auseinandersetzungen weltweit. Die EU sei alles aber nicht perfekt. Viele Menschen seien unzufrieden, aber jeder muss anerkennen, dass sie den Frieden garantiert. Dazu zitierte sie Jean Claude Junker, der meinte: „Wer am Wert der EU zweifelt, möge einen Soldatenfriedhof aus dem WKII besuchen!“ Mit einem Bekenntnis zur Heimat und dem Dank, für die mit der Feier, die ein Zeichen des aktiven Einsatzes für den Frieden sei schloss sie ihre Rede.
Nach der Segnung des Denkmals durch Pfarrer Mag. Dr. Johann Mittendorfer und der feierlichen Kranzniederlegung endet der Festakt mit der Landeshymne. Danach ging es im Festzug zurück zur Volksschule, wo im Turnsaal die Geschichte der Leaky Tub präsentiert von den Historikern wurde. In den folgenden Podiumsrunden kamen die Ehrengäste und die Familienmitglieder zu Wort. In sehr emotionellen Worten kam der Wert und der Dank für dieses außergewöhnliche Projekt zum Ausdruck. Die Versöhnungsfeiern und Gedenken an den Gräbern sollen uns daran erinnern, uns täglich um den Frieden zu bemühen!