Schicksalsberg: Monte San Gabriele
Am 12. Mai ist im Stadtmuseum Wels mit zahlreichen Ehrengästen die Ausstellung „Entscheidung am Isonzo“ feierlich eröffnet worden. Sie ist den schicksalhaften Ereignissen um das historische Infanterie Regiment Nr. 14 “ Großherzog Ernst Ludwig von Hessen und bei Rhein“, dem sogenannten OÖ-Hausregiment, gewidmet. Mit Unterstützung der Garnisonsstadt Wels in der, der militärische Nachfolge- verband das Panzerbataillion 14 in der Hessenkaserne stationiert ist, wurde dieser beeindruckende geschichtliche Rückblick gestaltet.
Der mutige Gegenangriff des IR 14 am Monte San Gabriele, bei der 11. Isonszo Schlacht, verschaffte der k&k Armee die strategische Grundlage zum Durchbruch an die Piave, bei der letzten Isonzoschlacht. Damit ging das Regiment und sein Kommandant Oberleutnant Franz Kern in die Geschichte ein. Die Ausstellung thematisiert nicht nur die heroischen Taten, sondern gibt auch Einblicke in die dramatischen Ereignisse sowie Lebens- bzw. „Überlebens“umstände der Soldaten in diesen grausamen Stellungskrieg. Die Ausstellung in den Welser Minoriten (Schießerhof, Minoritenplatz 4) ist noch bis 17. September zu besichtigen.
Der Kommandant eines Maschinengewehrzuges, Dr. Karl Staufer, schilderte als Zeitzeuge 1927 der „Linzer Tagespost“ die Umstände vorm Angriff:
,,Die MG-Sturmzüge waren eine taktische Neuerung und die Feuerprobe fiel pfundig aus. In den Morgenstunden des 11. September wurde mein Zug zum Gefechtsstand des Regimentskommandanten Obst. Vitorelli auf Kote 408 vorgezogen.
Der Straßensattel Kote 408 stand unter systematischem Sperrfeuer, er war eine Hölle, eine Stätte entsetzlichen Grauens. Aufgedunsene Pferdekadaver und fürchterlich verstümmelte Leichen erfüllten die Luft mit bestialischem Verwesungsgestanke. Verkrümmte und verknäulte Körper ohne Köpfe und mit zerfetzten Gliedmaßen säumten den Weg, schwarz und brandig und von den Giftschwaden der Gasgranaten schwefelgelb geätzt. Die Gewalt der Explosionen hatte den Leibern vielfach die Kleider zerrissen, die unnatürlichen Farben der nackten Haut steigerten das Grauen zum Ekel. In dieses Gemetzel hinein bohrte sich heulend Granate um Granate. Dicke Staubwolken, Steintrümmer und bittere Giftdämpfe wirbelten aus dem gemarterten Erdenflecken empor…“
An einem 60 Kilometer langen Frontabschnitt waren im August 1917 zwei italienische Armeen mit 3600 Geschützen und 1600 Minenwerfern angetreten. Im Zuge pausenloser Angriffe eroberten die Italiener in der 11 Isonzoschlacht auch, von den am St. Gabriele ausharrenden k. u. k. Armeeverbänden, die Gipfelregion fast gänzlich zurück.
Zur Rückgewinnung dieser äußerst wichtigen strategischen Position griff am Morgen des 11. September 1917 das herbeigerufene Infanterieregiment 14 an. Der erste Versuch scheiterte im massiven Abwehrfeuer. Für den nächsten Angriff legte Oberleutnant Franz Kern aus Unterweissenbach, dem Regimentskommandant seinen verwegenen Plan vor. Mit nur zwei Infanterie- und einer MG Kompanie, ohne Artillerieunterstützung, wollte er den Berg zurückerobern. Obst. Richard von Vitorelli genehmigte diesen Angriff. Im Morgengrauen stürmten die Linzer Hessen unter Führung Kerns den Berg hinauf. Die Integrationsfiguren der Mannschaft, kriegserfahrene Soldaten wie der Gefreite Franz Felbermayr, brachten mit ihrem unerschütterlichen Mut und großer Erfahrung den Angriff vorwärts. So drangen die Soldaten Graben für Graben von Kaverne zu Kaverne vorwärts und setzten sich dauerhaft in den eroberten Stellungen fest. Drei Tage hielten sie fast ohne Versorgung die Stellungen im Karstgebiet bei Temperaturen von über die 30 Grad. Sie widerstanden allen italienischen Gegenangriffen bis sie abgelöst wurden.
Der Eckpfeiler der Isonzofront war wieder in den Händen der k. u. k. Armee. Monte San Gabriele war der entscheidende Stoß der den Gegenangriff in Schwung brachte und Auftakt der 12. Isonzoschlacht die mit deutscher Unterstützung den Durchbruch durch die italienischen Linien bis an die Piave brachte. Damit hatte das entsetzliche Gemetzel am Isonszo sein Ende gefunden.