Der „Look down“ hat deutlich gemacht wie wichtig im Krisenfall die Eigenversorgung mit Lebensmittel für ein Land ist. Das diese nicht immer erreichbar ist, wenn als Beurteilungskriterium nur die Excel-Tabellen und Börsenkurse von Kostenoptimierer als Maßstab angelegte werden, ist jedem klar.
Schließung von Zuckerfabrik bedroht Selbstversorgung
Seit einigen Wochen steht die Schließung der niederösterreichischen Zuckerfabrik in Leopoldsdorf zur Debatte. Dabei geht es indirekt auch um die krisenfeste Versorgung mit Zucker. Im Krisenfall wirkt sich die Schließung massiv auf die heimische Zuckerproduktion aus weil die Kapazität zur Verarbeitung heimischer Zuckerrüben massiv sinken würde.
Aufgrund der großen Produktionsmenge in Billiglohnländern mit günstigen Klima ist der Weltmarktpreis auf einem Niveau das der Anbau von Zuckerrüben in Österreich kein sicheres Einkommen für die Landwirte garantiert. Daher werden schon heute nur noch auf 26.000 ha Rüben angebaut. Damit die Fabrik wirtschaftlich geführt werden kann, bräuchte es wesentlich mehr Anbauflächen. Schließt die Fabrik werden weitere Felder mit anderen Früchten die bepflanzt und an eine Versorgungssicherheit des eigenen Landes ist im Krisenfall nicht mehr zu denken.
„Pakt zur Rettung des heimischen Zuckers“
Um die Schließung zu verhindern hat Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger mit Vertretern der Landwirte und Zuckerproduzenten mehrfach Gesprächen geführt. Ergebnis ist nun ein „Pakt zur Rettung des heimischen Zuckers“. Die Zuckerproduzenten garantieren bei einer Ausweitung der Anbaufläche auf 38.000 ha die Fabrik für die nächsten drei Jahren weiter zu betreiben. Damit dies den Landwirten bei einem halbwegs überschaubaren Risiko möglich ist wurden spezielle Rahmenbedingungen vereinbart.
Eckpunkte des Zuckerpaktes
- Niederösterreich, Oberösterreich, Steiermark, Burgenland und Wien bekennen sich im Rahmen ihres Zuständigkeitsbereiches zur Absicherung der Rübenproduktion.
- Sie beteiligen sich darüber hinaus finanziell an der Umsetzung des Maßnahmenpakets. insbesondere an der vorgesehenen de-minimis-Regelung.
- Es wird 1 Million Euro zur Fortführung und Intensivierung der Forschungsaktivitäten zum Zuckerrübenanbau bereit gestellt.
- Eine Wiederanbauprämie bei massivem Schädlingsbefall von Feldern um die Ernten zu krisensicher zu machen.
Aktive Unterstützung durch Oberösterreich
Kamerad Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger, begrüßte die Einigung: „Für die Eigenversorgung Österreichs mit Zucker brauchen wir beide Zuckerfabriken der Agrana und den entsprechenden Zuckerrübenanbau. Oberösterreich hat sich erfolgreich gegen den nationalen Trend gestemmt und die Zuckerrübenfläche allein 2020 um 900 ha gesteigert. Insgesamt ernten die OÖ Landwirte damit ein Drittel der österreichischen Zuckerrüben. Die vereinbarten Maßnahmen sind ein starkes Signal in Richtung der Bäuerinnen und Bauern, dass sie weiterhin Zuckerrübe anbauen können und damit zur krisenfesten Versorgung Österreichs beitragen.