Trotz Krise: Glückliches Österreich!

Ist der einzelne Mensch im 21. Jahrhundert für Verantwortungsträger nur noch ein Wirtschaftsfaktor oder schlicht Produktionsmittel bzw. nur Humankapital?

Wenn man den Bericht über den Umgang großer Staatenlenker mit der Corona Pandemie wie etwa in der Washington Post vom 24. März aufmerksam liest, könnte man diesen fatalen Eindruck gewinnen.  Erkrankungen und Todesfälle waren über Jahrhunderte immer durch soziale Komponenten, wie Stand und Vermögen massiv beeinflusst. Wir glaubten das sein in den modernen Staaten überwunden. Klar wird sich, wer es sich leisten kann noch besser schützen können. Aber es braucht in der globalen Welt mehr als ein paar Wenige die sich Schutz und Behandlung leisten können um die Wirtschaft, als Grundlage jedes Reichtums und Wohlstandes, am Laufen zu halten.

Dazu braucht es Solidarität zwischen Jung und Alt, Arm und Reich, dem Staat und seinen Bürgern. Wer dies mit Hausverstand betrachtet erkennt, dass der Erfolg der Menschheit als Spezies ohne soziales Miteinander in Gemeinschaften undenkbar wäre.

Der Mensch ist ein soziales Wesen!

Ohne Eltern, Familie bzw. Gemeinschaft überleben Säuglinge nicht einmal die ersten Stunden. Wer genau hinsieht, dem wird  klar, dass man diese  ein ganzes Leben lang braucht. Kindergarten, Schule, Universitäten, Bahnen, Flughäfen, Straßen, Krankenhäuser, Altersheime, Kanal, Sicherheitskräfte, Feuerwehren, Rettungsdienste, öffentliche Verwaltung,… Alles Dinge die sich der einzelne Mensch in notwendigen Umfang nicht alleine leisten könnte. Alles Gemeinschaftsleistungen mit denen wir von den uns umgebenden Menschen bzw. der Gesellschaft abhängig sind.

Solidarität & Kameradschaft

Daher ist das Wohlergehen des Einzelnen nicht nur eine Frage, was ich kann und wer ich bin. Es braucht immer jemand der damit was anfangen kann bzw. eine Gemeinschaft, die uns integriert und schützt. In der derzeitigen Krise wird es vielen schmerzlich bewusst wie hilflos und verletzlich jeder von uns ist.

Egoismus ist rücksichtslose Menschenverachtung!

Jede(r) in unserem Heimatland hat Anteil an dem gemeinsam erarbeiteten Wohlfahrtsstaat. Jeder von uns hat aber auch Verpflichtung seinen Beitrag dazu zu leisten. Das Mindeste ist jetzt die Anweisungen der gewählten Verantwortungsträger zu folgen und Zuhause zu bleiben um die Pandemie ein zu bremsen.

Gefahren und Schaden begrenzen!

Wer rausmuss ist gefordert einen größeren Beitrag zu leisten und sich mit aller Vorsicht den Risiken auszusetzen. Wer nicht zur Risikogruppe gehört kann sich als Erntehelfer, Lagerarbeiter, etc. bei den entsprechenden Stellen melden. Wer seinen Hausverstand einschaltet  wird verstehen das es einmal mehr auf den Beitrag des Einzelnen für die Gemeinschaft ankommt, wie groß die Gefahren und später der Schaden für alle und jeden sein wird.

Glück im Unglück!

Wir dürfen uns glücklich schätzen in Österreich zu leben und politische Verantwortungsträger zu haben die das „Ganze“ und nicht nur Teile davon im Augen haben. Es ist wohltuend, wenn man erkennt das der  Hausverstand und das soziale Verantwortungsgefühl gerade in schwierigen Zeiten die Oberhand in unser Land haben. Wie das woanders aussieht, sollte uns dankbar und demütig machen. Ein abschreckendes Beispiel sind unten die Berichte der letzten Tage aus der angesehenen Washington Post.


Bericht „Todays World View“ der Washington Post vom 24. März 2020.

Trump und Bolsonaro sehen das Coronavirus eher als politisches Ärgernis als als öffentliche Bedrohung an.

Präsident Trump und der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro gaben sich am 7. März 2020 in Mar-a-Lago in Palm Beach, Florida, die Hände. (Alex Brandon / AP). Die beiden führenden Nationalisten der westlichen Hemisphäre saßen diesen Monat in Florida unbekümmert bei einem Abendessen beisammen. Tage später stellte sich heraus, dass einige der Anwesenden beim Treffen der Präsidenten positiv auf den neuartigen Coronavirus-Stamm, der den Globus verwüstet getestet wurden.

Man kontrollierte dann sofort die Gesundheit von Trump und Bolsonaro. In einer sich überschlagenden Kette von Berichten bestätigte  Bolsonaros Sohn, dass sein Vater positiv getestet sei, bevor er dies umgehend wieder bestritt. Die Sprecher beider Präsidenten bestanden darauf, dass sich keiner der Präsidenten infiziert hätte, trotz wiederholter körperlicher Kontakte, wie Händeschütteln. Beide sind weiter in der Öffentlichkeit aufgetreten: Trump trat mit seinem Gefolge auf überfüllten Bühnen auf, während Bolsonaro sich großen Kundgebungen anschloss und zahllosen Anhängern die Hand schüttelte.

Ihre scheinbare Lässigkeit angesichts einer globalen Pandemie ist Teil einer gemeinsamen politischen Disposition. Sowohl Trump als auch Bolsonaro sind frustriert über die Gegenmaßnahmen, die in ihren Ländern ergriffen wurden, um die Ausbreitung des Virus zu unterbinden. Sie fürchten das sich Auswirkungen einer solchen Politik sowohl auf die Wirtschaft als auch auf ihre persönliche politische Zukunft negativ auswirken könnten.

Während sich die Krise ausbreitet, haben die beiden Staats- und Regierungschefs proaktive Gouverneure und Bürgermeister medial heruntergemacht und in Abseits gestellt. Währenddessen haben sie sich zur Fackel selbst verherrlichender Kulturkrieger im Schatten der Pandemie gemacht.


In einem Interview mit den „Fox News“ am Dienstag bekräftigte Trump seine Position, dass die Sperren in weiten Teilen des Landes zu schädlich für die wirtschaftliche Gesundheit des Landes seien, selbst wenn sie zum Schutz der Bevölkerung beitragen.


„Unser Land ist nicht dafür gebaut, geschlossen zu werden“, sagte Trump. „Unsere Mitarbeiter sind voller Elan, Kraft und Energie. Sie möchten nicht in ein Haus, eine Wohnung oder einen Raum eingeschlossen werden. … Sie können ein Land auf diese Weise zerstören, indem Sie es schließen. “
 
Trump sagte, er wolle, dass in den Vereinigten Staat bis Ostern oder am 12. April alles wieder „geöffnet“ werden, und malte ein Bild von „vollen“ Kirchen. Er spielte die Schwere der Coronavirus-Bedrohung erneut herunter und verglich sie mit dem Risiko für die öffentliche Gesundheit, das durch die Grippe oder Autounfälle entsteht.


Dies alles widerspricht den eigenen wissenschaftlichen Beratern seiner Regierung und anderen führenden Experten für öffentliche Gesundheit, die das Weiße Haus gewarnt haben, dass eine Reduzierung der sozialen Distanzierung nicht nur die Bemühungen zur Eindämmung behindern, sondern auch Krankenhäuser überfordern werde, wie Journalisten berichtet haben. Die Weltgesundheitsorganisation stellte am Dienstag fest, dass die Vereinigten Staaten das nächste Epizentrum der Pandemie sein könnten.


Solche Warnungen scheinen Stephen Moore, einen konservativen Ökonomen, auf den Donald Trumps hört und vermutlich zu einer Gruppe von Rechten gehört, die Trump drängen, die Beschränkungen zu verringern und nicht zu nerven.
„Ich verunglimpfe in keiner Weise die Menschen im öffentlichen Gesundheitswesen. Sie sind für diese Krise von entscheidender Bedeutung “, sagte Moore gegenüber Journalisten, bevor er einen tiefen Einblick in seine Weltanschauung was freier Markt ist, gewährte. „Es kann keine Richtlinie geben, die besagt, dass wir jedes menschliche Leben um jeden Preis retten müssen, egal wie viele Billionen Dollar das kostet.“


Am Montag meldeten die brasilianischen Behörden einen achtfachen Anstieg der Coronavirus-Fälle innerhalb einer Woche. Mit fast 2.000 Infizierten ist Südamerikas bevölkerungsreichstes Land auch der größte Coronavirus-Hotspot des Kontinents. Einige der ersten Fälle in Brasilien betrafen fast zwei Dutzend Menschen, die zum Teil zum Bolsonaros Gefolge gehörten, das bei der USA Reise dabei war.


Unabhängig von seiner persönlichen Beziehung zum Ausbruch hat der brasilianische Präsident, ähnlich wie Trump, die Bedrohung durch das Coronavirus mit Skepsis betrachtet. Er nannte sie früher „eine Fantasie“. In einer Rede am Dienstagabend erklärte er das Coronavirus zu einer „kleinen Grippe“ und er hat Gouverneuren zurechtgewiesen, weil sie einige der wichtigsten brasilianischen Bundesstaaten gesperrt haben. Dazu pries er seine angeblichen sportlichen Fähigkeiten als Garanten gesund zu bleiben und dem Virus standhalten zu können, an.

Dies steht im Einklang mit seiner Rhetorik während eines Großteils der Krise. Als der Gouverneur des Bundesstaates Sao Paulo – des Wirtschaftszentrums des Landes – eine zweiwöchige Schließung des Bundesstaates ankündigte, die ab Dienstag in Kraft treten sollte, reagierte der Präsident verärgert.


„Die Leute werden bald sehen, dass sie von diesen Gouverneuren und dem großen Teil der Medien in Bezug auf Coronavirus ausgetrickst wurden“, sagte er in einem Fernsehinterview am Sonntagabend.


Die Zustimmungsraten von Bolsonaro sind in der Krise gesunken, während sich die politische Polarisierung vertieft hat. Abends haben die Bewohner der wichtigsten Städte des Landes, die gesperrt sind, angefangen, Töpfe und Pfannen zu schlagen und den Sturz des Präsidenten zu fordern. Während Bolsonaro dies unablässig als Verschwörungen seiner Feinde in den sozialen Medien anklagte, beteiligte er sich Anfang dieses Monats an Massenprotesten gegen den Kongress und den Obersten Gerichtshof des Landes – zwei demokratische Institutionen, die derzeit von Bolsonaros hartgesottener nationalistischer Basis beschimpft werden, weil sie seine Pläne vereitelt haben.


„Bolsonarismo ist eine explizit gewalttätige Bewegung, die die Demokratie verachtet“, schrieb Vincent Bevins in einem ausführlichen Aufsatz für die New York Review of Books. „Sie hat die Freiheiten der repräsentativen Demokratie genutzt, glaubt aber auch, dass sie im Dienste ihrer wirklichen Ziele der Bewegung verworfen werden können: die Bestätigung der traditionellen Familie, die Aufrechterhaltung der bestehenden brasilianischen Gesellschaftsordnung und vor allem den ewigen Kreuzzug, um die Linke zu vernichten. „


Die Gesundheitsbehörden in Brasilien haben jedoch weitaus unmittelbarere Bedenken, einschließlich der wahrscheinlichen Ausbreitung des Coronavirus in den überfüllten Favelas oder Slums des Landes. „Die Menschen, die dies gebracht haben, waren die Reichen, die aus den Ferien von Europa kamen, aber die Menschen, die viel mehr leiden werden, werden die Armen sein“, sagte Paulo Buss, einer der führenden Ärzte für öffentliche Gesundheit in Brasilien, zu den Journalisten. „Leider denke ich, dass es ausbrechen wird und wir eine immense Zahl an Infizierten haben werden.

By Ishaan Tharoor und Ruby Mellen

Quelle: Washington Post