Die deutsche Bundeswehr ist im Zuge ihrer Auslandseinsätze bei Gefechten mit Mängeln ihres Sturmgewehrs Heckler & Koch G36 konfrontiert worden. Die Treffsicherheit der Waffe leidet massiv, wenn sich Lauf und Verschluss erhitzen. Im Sommer 2012 ging ein Rauschen durch den deutschen Blätterwald: Der Bundesrechnungshof beklagte Mängel bei der Wirksamkeit der Bundeswehr-Handwaffen. Es gäbe kein Konzept und mitunter würden untaugliche Gewehre beschafft. Insbesondere die Treffsicherheit sowie die Wirkung im Ziel auf längere Distanzen jenseits der 300 Meter sei unzureichend. Diese Streukreisaufweitung stellt im Feuergefecht einen erheblichen Nachteil für die Soldaten dar und kann damit zu ihrer Gefährdung führen. Das Bundesamt für Ausrüstung und Informationstechnik der deutschen Bundeswehr (BAAINBw) hat sie 2012 als schwerwiegend eingestuft. Da auch keine zufriedenstellende Reparaturlösung gefunden wurde, hat sich das dt. Verteidigungsministerium unter BMin. Ursula von der Leyen zur Anschaffung von neuen Sturmgewehren entschlossen.
Anhand einer umfangreiche Pflichtenliste kam es 2017 zur Ausschreibung an der sich zahlreiche Hersteller mit ihren Produkten beteiligten. Darunter auch Heckler & Koch die seit sechzig Jahren die Bundeswehr belieferte. Nach eingehender Prüfung der angebotenen Waffen hat sich das Verteidigungsministerium jedoch für das Sturmgewehr MK556 der deutschen Firma C.G. Haenel aus Suhl entschieden.
Das MK 556 ist ein vollautomatisches Sturmgewehr des NATO-Kalibers 5.56 x 45 mm. Nahezu alle NATO-Staaten nutzen das Kaliber wegen der Gewichtsersparnis. („mehr Munition am Mann“). Der verstellbare Gasdrucklader wird mit Lauflängen zwischen 10,5 Zoll und 16 Zoll geliefert. Es hat eine individuell anpassbare Schulterstütze, optische Zieleinrichtungen und ein ausklappbares Zweibein. Die Waffe ist speziell für militärischen Anforderungen entwickelt worden und in allen Klimazonen erprobt. Sobald der Vertrag vom Deutschen Bundestag genehmigt ist, wird die Bundeswehr 120.000 Gewehre zum Preis von 296 Millionen Dollar erwerben.
Die Suhler Waffenschmiede C. G. Haenel
Der königlich-preußische Gewehrfabrik-Kommissar Carl Gottlieb Haenel kommt mit seiner Idee von der industriellen Waffenfertigung nach Suhl. Seit 1840 werden dort Gewehre unter der Marke Haenel gefertigt. Der legendäre Waffeningenieur Hugo Schmeisser hat bei Haenel in Suhl mit dem Sturmgewehr 44 eine neue Kategorie von Ordonnanzgewehr entwickelt – das Prinzip dieses vollautomatischen Gewehrs aus den Vierzigerjahren ist bis heute Muster für die Standardbewaffnung in allen Armeen der Welt. Haenel bietet heute durch neuartige Konstruktions- und Fertigungsprinzipien besonders präzise und robuste Gewehre.
Sie beliefert die Bundeswehr bereits seit einigen Jahren mit Scharfschützengewehren. Ebenso produzierte die Firma seit geraumer Zeit das Sturmgewehr CAR 816 in Lizenz das in Indien den Vereinigten Arabischen Emiraten und Südkorea eingesetzt wird. Mit diesem jüngsten Erfolg bei der Ausschreibung der Bundeswehr sichert sich das Unternehmen den anspruchsvollen Eintritt in die Marktlandschaft der NATO.