170 Hausärzte auf 100.000 Einwohner
Im deutschsprachigen Raum in Europa ist Österreich Spitzenreiter bei der Versorgung mit Hausärzten. Mit 170 allgemein Medizinern auf 100.000 Einwohner liegt es europaweit am dritten Platz. Spitzenreiter ist Portugal. Dort stehen 100.000 Einwohnern 269 Hausärzte zu Verfügung. Gleich dahinter liegt Irland mit 184 Ärzte pro 100.000 Einwohner. Immerhin 100 weniger als in Portugal.
Medizinische Versorgungssicherheit
Die Euro-Stat-Grafik zeigt, dass Österreich unter den deutschsprachigen Ländern am besten abschneiden. Die in vielen Bereichen führende europäische Nation, Deutschland, kämpft in diesem Bereich bereits seit einigen Jahren mit einem fortschreitenden Ärztemangel. Dort muss ein Arzt bereits 1.000 Patienten betreuen. Verschärft ist die Situation besonders in ländlichen Regionen. Dort gehen immer mehr Landärzte in Pension und finden keine Nachfolger. Nur wenige junge Mediziner sind bereit sich den anstrengenden und herausfordernden Dienst als Vertragsarzt auf dem Land anzutun. Ein Problem welches auch in Österreich im Anzug ist. Man wird sich künftig verstärkt damit auseinander setzen müssen.
Krisensicherheit vs. Exceltabellen
Wie die Coronakrise zeigte, hat sich das in viele kleine Versorgungseinrichtungen aufgeteilte medizinische Versorgungssystem Österreichs als krisenfest und effektiv bewährt. Deutlich sichtbar wurde hingegen, dass Zentralisierungen und die Anhäufung medizinischer Kompetenz in Ballungszentren erhebliche Risiken bergen. In Ländern die auch aus Kostengründen auf große und zentrale Versorgungszentren setzen hatte dies teils fatale Folgen. Etwa durch Ansteckung des Personals drohte die Schließung großer Zentren was zum Kollaps der gesamten medizinischen Versorgung ganzer Regionen führte. Dann wird Medizin nur noch zur Sterbebegleitung. Sicherheit kostet Geld und ist meist nicht mit der “Exceltabelle” von Managern kompatibel. Die Effektivität des öffentlichen bzw. staatlichen Aufgabenbereich ist aber an der Sicherheit der Leistungen und erst dann am wirtschaftlichen Kennzahlen zu beurteilen.
Nicht wieviel kostet es, sondern wieviel ist es uns Wert?
In den Ländern der sogenannten ersten Welt, den Industrienationen, lautet die Frage stets wie viel Sicherheit will man sich leisten. Politisch ist es eine klassische Methode zur akuten Budgetverbesserung dort einzusparen, wo ein Mangel erst langfristig auffällt. Zusammenlegungen und Abbau von Reserven sind dazu beliebte Methoden. Stehen im Sicherheitsbereich die Kostenfragen im Vordergrund z. B. bei der medizinischen Versorgung, so löst dies aber nur kurzfristig Effekte aus.
Krisenfall als Nagelprobe
Denn der Krisenfall ist die Nagelprobe. Bei Fehleinschätzungen der Auswirkungen wird die Rechnung später präsentiert. Wenn, ein kleineres Krankenhaus schließen muss, kann man in andere ausweichen. Wenn ein Zentralsystem eine große Zentralklinik sperren muss, was dann? So würde es vermutlich bei einer weniger aufwändigen Struktur schneller und auch öfter zu einem “Shutdown” kommen. Dann wird das vorher eingesparte mit Zinseszins in Rechnung gestellt. Spätestens zu diesem Zeitpunkt offenbart sich welche Wirtschaftsfachleute und Verantwortungsträger nur von Bilanz zu Bilanz oder Wahl zu Wahl planen. Denn auch Medizin ist ein Teil der staatlichen Sicherheitsvorsorge. Wie wir gesehen haben braucht es zur sicheren wirtschaftlichen Entwicklung auch krisenfeste medizinische Versorgung.