Der OÖKB hat mit Dr. Ludwig Scharinger, einen vorbildlichen Kameraden verloren, der die Werte und Ziele des Kameradschaftsbundes stets vorlebte und auch großzügig unterstützte. Die Partnerschaft mit der Raiffeisenlandesbank OÖ war über seine gesamte Zeit als Generaldirektor vom Geist des Wohlwollens geprägt. In Dankbarkeit werden ihm die Kameradinnen und Kameraden ein ehrenvolles Gedenken bewahren.
Abordnungen des Präsidiums nahmen am Gebet in St. Magdalena teil und gaben ihm beim Requiem im Linzer Dom das letzte Geleit. In ihren Nachrufen würdigten Ihn die OÖKB Ehrenmitglieder, Raiffeisenlandesbank Präsident NR/Bgm.a.D Ökonomierat Jakob Auer, Eurochamber Präsident Dr. Christoph Leitl und Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer als vielschichtige und einzigartige Persönlichkeit die, die Geschichte unsere Heimat über Jahrzehnte wesentlich mit prägte. Zu den Ausführungen im Anhang der Nachruf von Raiffeisenlandesbank Präsident NR/Bgm.a.D ÖR Jakob Auer (- bitte unten auf weiterlesen klicken).
Nach dem Gruß an die Gattin, Familie, Geistlichkeit, Bundes-und Landespolitiker und Trauergemeinde führte Präsident ÖR Jakob Auer wie folgt aus:
Nicht unvorbereitet aber doch mit großer Bestürzung haben wir vorigen Donnerstag vom Ableben unseres Generaldirektors in Ruhe Dr. Ludwig Scharinger erfahren. Einer der erfolgreichsten und bekanntesten „Raiffeisenianer“ ist nicht mehr. Der gesamte Raiffeisensektor, hat in diesen Tagen einen seiner größten und wertvollsten Menschen verloren. Ja, Gott der Herr über Leben und Tod hat das Buch des Lebens von Ludwig Scharinger für immer geschlossen.
Was ist das Leben? ein Kommen, ein Begegnen – und ein Abschied nehmen. Es wäre ein dickes Buch mit tausenden Seiten, würden all seine Initiativen, all das niedergeschrieben werden, was er angestoßen, initiiert und umgesetzt hat.
„Luigi Monetti“, wie ihn viele genannt haben, hat in seiner Zeit die Bilanzsumme der RLB verzwanzigfacht und den Beteiligungsbereich gewaltig ausgebaut – ja – Scharinger war ein Vorausgeher und hat manche Vorhaben umgesetzt, wo andere sich nie getraut hätten. Er hatte auch die Gabe sich die besten Leute zu holen. Ja, er war ein fordernder, ein sehr fordernder Manager und Chef für seine, unsere Mitarbeiter. Wer willens war wurde auch gefördert und hatte die Chance sich zu entwickeln. Ein großer Dichter hat einmal gesagt: „Wie einer ist, wie einer war, beim Abschied nehmen wird dies offenbar.“ Daher sind heute so viele gekommen und nehmen in tiefer Dankbarkeit und Respekt Abschied von Ludwig Scharinger. So viele haben in den vergangenen Tagen angerufen und geschrieben. All diese Menschen wollen mit uns der Gattin Anneliese, seinen Kindern, seiner Familie, sagen, dass man mitträgt am Schmerz, man mitfühlt, wenn der Gatte, der Vater, der Opa nicht mehr ist. Ludwig war immer ein Mensch mit Werten und Prinzipien.
- stolz auf seine Familie
- stolz auf seine bäuerliche Herkunft.
- stolz auf seine Heimatgemeinde Arnreit,
- auf das Mühlviertel,
- auf Oberösterreich
- und stolz auf Raiffeisen, die Raiffeisenlandesbank und die Raiffeisenbankengruppe Oberösterreich.
Dieses Gefühl hat er auch vermittelt. Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, den Kundinnen und Kunden und den Geschäftspartnern. Der Name „Scharinger“ war jahrzehntelang so eng mit Raiffeisen in Oberösterreich verbunden, dass er zu einer eigenen Raiffeisen-Marke wurde. Scharinger war Raiffeisen und Raiffeisen war Scharinger.
Ludwig hat sein Leben lang hart gearbeitet. Für ihn war das selbstverständlich. Vom ursprünglichen Hoferben, der nach einem Unfall mit dem Motorrad einen anderen beruflichen Weg einschlagen musste. Der nach dem Josephinum in Wieselburg und dem Studium in Linz im Jahr 1972 in die damalige Raiffeisenzentralkasse OÖ eintrat. Die Begeisterung zur Landwirtschaft hat ihn dabei ein Leben lang begleitet. Nicht nur im Studium, das er 1974 mit dem Dissertationsthema „Organisation der Landwirtschaftskammer als Interessensvertretung“ abschloss.
Bereits 1974 erhielt er in der RZK die Prokura, 1978 wurde er als Vorstandsdirektor in die Geschäftsleitung berufen und im Jahr 1985 wurde er Generaldirektor. Ganze 27 Jahre lang blieb er in dieser Funktion und hat die Raiffeisenlandesbank OÖ in der Zeit zur größten Regionalbank Österreichs geführt. Rast und Ruhelos war er unterwegs. Sein Arbeitspensum war legendär. Genauso wie seine verschiedenen Funktionen von Universität bis zur Voest, vom Honorarkonsul Tschechiens und dem Vorsitz der Österreichisch-Russischen Freundschaftsgesellschaft, bis hin zu seinen Aktivitäten in Süddeutschland und Wien. Oder im Aufsichtsrat der ÖBB.
Höchste Auszeichnungen der Republik, des Landes und von Raiffeisen hat er in Würdigung seiner Leistungen erhalten. Trotzdem – der Versuch Ludwig Scharinger mit Worten zu skizzieren bleibt nur Stückwerk. Seine Persönlichkeit war so vielfältig, dass es ungeheuer schwierig ist ihn darzustellen. Ludwig Scharinger musste man erleben. Eine Institution, Vordenker.
Wie schrieb Michael Gorbatschow im Vorwort von Scharingers Buch: „Nach meiner Trompete“ – ich zitiere: „Scharinger war ein Mann, der auf den ersten Blick unvereinbare Eigenschaften in sich vereint. Einerseits erscheint er als effektiver Manager und andererseits als Mensch mit einem großen sozialen Herzen. Dazu besitzt er einen weiten Horizont und eine große Beobachtungsgabe in internationalen Angelegenheiten. Und man kann nichts ohne Dialog, gegenseitigem Verständnis und Hochachtung erreichen.“ (Zitat Ende) Ja man musste ihn erleben in seiner Vitalität, in seiner Originalität, in seiner Rhetorik, in seiner Einmaligkeit.
Er war begeisterter Europäer der ersten Stunde und hat Raiffeisen immer in größeren Zusammenhängen gedacht. Er hat Initiativen gesetzt, die das Land OÖ geprägt haben.
- VOEST – der Leitbetrieb Österreichs
- AMAG
- Ebelsberg Umfahrung
- Therme Geinberg
- Saline
- Softwarepark Hagenberg
- Nahversorgungsinitiativen – „Land lebt auf“
- Hypo OÖ und Hypo Salzburg
- Nicht zu vergessen auch seine Initiativen zu Sicherung tausender Arbeitsplätze, wo er die RLB OÖ durch die Wirtschaftskrise 2008 lenkte und nachfolgend Firmen unterstützt und durchgetragen hat.
- Auch in Erinnerung die Pleite der Firma Quelle, wo Scharinger dafür gesorgt hat, dass die Angestellten trotzdem ein Weihnachtsgeld erhielten.
Ludwig Scharinger
- war menschlich
- war sozial – bei aller Umsetzungsfähigkeit – und die war legendär
- und er hatte Handschlagqualität
Wir haben öfters nach Lösungen gerungen – er war nie nachtragend.
Er hatte auch die Fähigkeit hochkomplexe Zusammenhänge aus der Finanzwelt zu erläutern und verständlich darzustellen. Ludwig Scharinger war ja sehr oft seiner Zeit voraus. Er spürte und erahnte Entwicklungen und konnte bei jedem Thema mitreden.
Normen – Grenzen – Übliches: war nicht das was er gelebt, oder gewollt hat. Herausforderung – Extremes – Widerspruch: war das, was er gesucht hat. „Geht nicht – gibt es nicht“ war eindeutig seine Maxime. Von manchen Medien wurde er kritisch begleitet. Da zitiere ich das Bibelwort: „Wer ohne Fehl und Tadel sei der werfe den ersten Stein“.
Wir wissen, welchen Einsatz er für Raiffeisen OÖ geleistet hat. Generaldirektor Dr. Heinrich Schaller und ich halten im Namen von Raiffeisen OÖ ausdrücklich fest, dass unter seiner Führung die Raiffeisenlandesbank OÖ eine außergewöhnliche Entwicklung genommen hat. Ich darf auch im Namen des Raiffeisenverbandes, allen voran von Generalanwalt Dr. Walter Rothensteiner, einen besonderen Dank sagen. Ludwig Scharinger hat den oberösterreichischen und den österreichischen Raiffeisensektor wesentlich geprägt. Das wird immer mit ihm verbunden bleiben.
Ludwig war auch ein sehr geselliger Mensch. Er konnte feiern. Vielleicht manches Mal zu lange.Auch seine Begeisterung für die Musik – meist im Rahmen von Arbeitsterminen oder Veranstaltungen – verstand er auszuleben. So war seine Trompete sein ständiger treuer Begleiter. Egal welches Musikstück, er genoss jeden Ton und jede Zusammenkunft bei der musiziert wurde – bei der er musizieren konnte. Es erinnerte ihn auch an seine Jugendjahre, wo er mit seiner Tanzband „Die jungen Arnreiter“ aufspielte.
Aber auch das Tarockieren gehörte zu seinen Leidenschaften, wie auch die Jagd. Dass gerade bei einem Jagdausflug dieses so intensive Leben einen drastischen Einschnitt erlebte war sein großer Schicksalsschlag. Was er auch machte, ob beruflich oder privat – er machte es mit großer Freude, sprühend von neuen Ideen und immer mit einer enormen Leidenschaft. Wir alle verneigen uns in Hochachtung vor seinen Leistungen und erinnern uns mit Dankbarkeit an die vielen Stunden, die Ludwig für Raiffeisen, für die Genossenschaft und für Oberösterreich gegeben hat. Ein besonderer Dank daher auch allen, die ihm dieses Geben ermöglicht haben. Vor allem seiner Gattin Anneliese.
Sie war die Rückenstärkung, sehr oft Kraftquelle und Rückzugsort. Siet ihn liebevoll gepflegt und begleitet. Gäbe es einen Orden für tapfere Frauen und Gattinnen – sie würde die höchste Auszeichnung verdienen. Ein Danke der Familie, das sie ihn mit uns allen geteilt hat.
Geschätzte Trauergemeinde, was uns bleibt ist die Erinnerung an Ludwig Scharinger. An einen großartigen Menschen, der nicht nur sein Umfeld sondern die Genossenschaftsidee, die Raiffeisenbankengruppe und ganz Oberösterreich positiv geformt und weiterentwickelt hat. Ein Sprichwort sagt: „Du kannst Tränen vergießen weil er gegangen, oder du kannst lächeln weil er gelebt hat. Du kannst die Augen schließen und beten, dass er wiederkehrt, oder du kannst die Augen öffnen und all das sehen, was er hinterlassen hat.“
Und das ist viel – unendlich viel! Ruhe in Frieden!