WHO als Plattform eines Konfliktes oder Nebelkerze?
Der chinesische Präsident Xi Jinping stand mit der Eröffnungsrede beim jährlichen Treffen der Weltgesundheitsorganisation Mitte Mai im Mittelpunkt der international beachteten Veranstaltung. Nicht, weil die Konferenz erstmals per Video-Feed abgehalten wurde. Nein, sondern wegen der Spannungen zwischen der USA und China die derzeit auf dem Rücken der WHO ausgetragen werden.
Nur ein verbaler Frontalangriff?
Schon vor Beginn standen die knallharten Vorwürfe des US-Präsidenten gegen die Volksrepublik wegen vorsätzlicher Vertuschung und Unterdrückung von Informationen über den Pandemieausbruch in China im Raum. Geführt von der USA stellten sich schon vor dem Treffen viele Ländern hinter deren Forderung, den Ausbruchs in Wuhan vor Ort international zu untersuchen. Weiter behauptete Präsident Trump, dass sich die WHO von China kaufen lasse und beide damit für den Schaden, den die Pandemie in der ganzen Welt anrichtete, verantwortlich sind.
Vorsätzliche Täuschung um die Stimmung zu beeinflussen?
Diesen verbalen Frontalangriffen begegnete Präsident Xi in seiner Ansprache und den Diskussionen bei der Jahrestagung sehr diplomatisch. Er behauptete das China zu jeder Zeit für „Transparenz“ gesorgt habe. Mit der überraschend großzügigen Ankündigung den besonders durch die Pandemie gefährdeten Entwicklungsländern zu helfen und 2 Milliarden US-Dollar für den internationalen Kampf gegen den Virus zur Verfügung zu stellen, hatte Präsident Xi die Aufmerksamkeit von den Vorwürfen abgelenkt. Die Finanzierung zur Stärkung der Gesundheitsinfrastruktur in Afrika verdeutlichte einmal mehr das Interesse Chinas an diesem Kontinent. Alle seine Ankündigungen standen im völligen Kontrast zu den Angriffen von Präsident Trump.
Verdecken die Attacken die Probleme im eigenen Land?
Xi gelang es im Rahmen des Treffens den Fokus von diesem für sein Land unangenehmen Aspekt auf dessen weltweite Zusammenarbeit zur Bekämpfung der Pandemie zu verlagern. Der Schwerpunkt einer vorgeschlagenen Resolution lag am Schluss der Jahrestagung auf der internationalen Zusammenarbeit zur Bekämpfung der Pandemie. Damit waren die Fragen zum Ausbruch und den Umgang mit der Pandemie in China kaum mehr von Bedeutung.
Die hemdsärmelige Drohungen des US-Präsidenten er werde die Finanzierung der WHO einfrieren und die USA wird austreten, verstörte danach noch mehrere Amerika-freundliche Staaten. Diese bedrohliche Druckwelle spülte neben Entwicklungsländern auch noch einige Schwellenländer an die Seite Chinas. Einzig positiver Effekt für Präsident Trump, er konnte für einige Zeit den Fokus von den eigenen Fehlern beim Umgang mit der Krisen in der USA überdecken. Der US-Wahlkampf hat aber erst begonnen und die Pandemie ist noch lange nicht vorbei. Der Nebel verzieht sich und die Misere wird weiterbestehen.
Der chinesische Präsident Xi stellte sich bei der WHO Jahrestagung an die Spitze der weltweiten Bemühungen um die Herstellung eines Impfstoffs. Er lobte die Notwendigkeit des „Informationsaustausches“ und die Tugenden der „Offenheit“ damit vernebelte er genauso die offensichtlichen Missstände und Fehler seiner Regierung in seinem Land.
Wer zahlt den Preis für die Nebelkerzen der Präsidenten?
Wie zu erwarten hat Xi damit nicht zur Entspannung mit Präsident Trump beigetragen. Stattdessen wurden dessen Drohungen gegen die WHO und China nur schärfer. Die laut ausgesprochenen Überlegungen von Sanktionen gegen China würden aber auch andere Staaten als Begleitschaden treffen. Das würde weder die USA noch andere Staaten in der Bekämpfung der Pandemie und der in Folge zu erwarteten Wirtschaftskrise weiterbringen. Im Gegenteil, neue Hürden werden nur Verzögerungen bei Bekämpfung der Pandemie und ihrer Folgen verursachen und damit auch Menschenleben kosten.
Wenn der Kampfmodus die Vernunft verdrängt, droht Gefahr für alle!
Ob eigene oder fremde Menschenleben, das spielt offenbar keine Rolle, im Konkurrenzkampf zweier großer Staaten. Im Stellvertreterkrieg geht es um viel mehr als die WHO. Der Kampf um internationale Macht und ihren Markteinfluss ist auch der Kampf um die künftige Vorherrschaft. Auch wenn Postionen und Einfluss in internationalen Organisationen geklärt sind ist dies sicher noch nicht vorbei. Es geht sicher in die nächste Runde und man kann nur hoffen das der Kampf der Worte nicht eskaliert! Wer weiß, was dann passiert und wer dann als nächstes Opfer darunter leiden wird?